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Xingbao XB-01005 - Maritimes Museum - Review

April 26, 2020 - Lesezeit: 38 Minuten

Hallo zusammen,

ich weiß, mit diesem Set bin ich etwas spät dran. Immerhin gibt es das berühmt-berüchtigte Maritime Museum von Xingbao schon gute zwei Jahre am Markt. Auch aufgrund vieler negativer Bewertungen habe ich bisher jedoch immer einen Bogen um dieses Set gemacht. Die Herausforderung hat mich dann aber doch zu sehr gereizt und hier ist nun das passende Review dazu. In meiner ganzen Klemmbaustein-Laufbahn hat mich bisher noch kein Set in eine solche Achterbahnfahrt der Gefühle gestürzt. Ich nehme euch nach dem Break gerne eine Runde mit!

An dieser Stelle muss ich mich erstmal beim großartigen Ralf vom Steinewerk Dillingen bedanken. Dank seines Bestellservices mit Abholmöglichkeit konnte ich auch in dieser aktuell etwas schwierigen Zeit ohne Zollangst erstehen. Ralf begrüßt euch gerne von Mittwoch bis Freitag von 13 - 18 Uhr und Samstag von 10 - 15 Uhr in seinem Steineladen in der Dillinger Innenstadt. Kostenlose Parkplätze sind in Katzensprungreichweite reichlich vorhanden. Wenn ihr euch vorher über Ralfs Sortiment erkundigen wollt, könnt ihr das beispielsweise über den Facebook-Auftritt des Steinewerks tun. Hier findet ihr auch alle weiteren Kontaktdaten wie Telefonnummer oder E-Mail-Adresse.

Bestellt man dieses Set direkt aus China zahlt man Preise um die 150 EUR. Da dieses Set im Originalzustand aber auch neun Minifiguren enthält und diese auch recht prominent auf dem Karton beworben werden, geht man bei einer Bestellung aus Fernost ein nicht unwesentliches Zollrisiko ein. Im schlimmsten Fall wird das Set kassiert und das liebe Geld (ein in diesem Fall für die meisten nicht unerheblicher Betrag) ist futsch.

Bei Händlern in Deutschland zahlt man für dieses Set aktuell Preise zwischen ungefähr 180 und 190 EUR. Nach der Übernahme des Exklusiv-Vertriebs für Europa durch einen bekannten Flörsheimer Klemmbaustein-Händler werfen einige Shops hin und wieder einige ihrer alten Xingbao-Sets mit starken Rabatten aus dem Sortiment. 

Zu diesem Tarif erhaltet ihr die sagenhafte Anzahl von 5052 Steinen. Im schlechtesten Fall erzielt ihr damit also einen ziemlich vergleichsarmen Steinepreis von nicht ganz 4 Cent.

Bei den in Deutschland erhältlichen Sets wurden in der Regel allerdings, wie in meinem Fall, die zu beanstandenden Figuren aus dem Set entfernt. Dabei ging Xingbao ziemlich rustikal zu Werke. Nicht nur die eigentlichen Figuren wurden entfernt, auch die auf der Verpackung abgedruckten Figuren wurden nicht sehr diskret abgeklebt.

Die auf dem Handbuch abgedruckten Figuren wurden mit einem schwarzem Marker übermalt. Dabei hat Xingbao leider nicht gerade den hochwertigsten Marker benutzt. Durch das viele in die Hand nehmen und über den Tisch schubbern, löst sich dieser Marker gerne ab. Passt hier bitte auf, dass ihr euch nicht eure Möbel ruiniert.

Ich kann euch an dieser Stelle gerade in der aktuellen Zeit nur wieder empfehlen: Wenn ihr die Möglichkeit habt, kauft eure Klemmbausteinsets bei einem lokalen Klemmbausteinhändler. Gegen den kleinen Aufpreis erhaltet ihr dort neben ausführlicher Beratung auch einen ausgezeichneten Ersatzteilservice und müsst keine Angst haben, dass das teure Paket beim Zoll hängen bleibt. Und auch der Händler darf daran ein wenig verdienen. Das wiegt die fehlenden Figuren mehr als auf.

Nun lasst uns aber mal loslegen. Packen wir's an!

Die Verpackung

Allein die schiere Größe dieses Kartons flößt einem Respekt ein. Leider hab ich es verpasst, den Karton abzumessen. Allerdings passte er schon nicht ohne weitere Umbaumaßnahmen in den Kofferraum meines Nissan Note. Auf dem Nachhauseweg musste das gute Stück auf der Rückbank Platz nehmen.

Hat man es geschafft, den riesigen Deckel zu lüften, begrüßt einen Xingbao-typisch zuoberst die Aufbauanleitung. Auch wenn der verwendete Karton nicht ganz so hochwertig ist, wie beispielsweise die dicke Pappe von Cobi, hat diese Art der Produktpräsentation doch was für sich.

Der Aufbau

Zuerst müssen wir uns aufgrund der massiven Teileschwemme die Arbeit machen und die einzelnen Tüten für die 20 Bauabschnitte durchsortieren. Tut euch selbst einen Gefallen und bereitet die Tüten für die einzelnen Abschnitte etwas vor. Nach einem verwunderten Augenreiben und mehrmaligen Durchzählen kam ich auf die beeindruckende Summe von 99 Tütchen. In jedem Bauabschnitt werden also ungefähr 5 Tüten verbaut. Mein Tisch reichte kaum aus, um alle Tüten auf einmal zu fassen.

Die Bauanleitung in diesem Set ist ebenso eindrucksvoll. Immerhin hat Xingbao es geschafft, alle 20 Bauabschnitte in 249 Seiten einzudampfen. Ihr könnt euch also seelisch und moralisch vorbereiten: In den einzelnen Bauschritten geht es ordentlich zur Sache.

Leider sind die Seiten in der Aufbauanleitung, in denen die Figuren montiert werden, dem Löschmonster anheim gefallen. Die entsprechenden Seiten wurden allerdings nicht pfleglich aus der Anleitung herausgetrennt, sondern grob heraus gerissen. In meinem Fall hielt die Anleitung genau einen Aufbau lang durch. Danach verabschiedete sich die Bindung. Am Ende sollte man also damit rechnen, eine Loseblattsammlung in Händen zu halten.

Die Herausforderung wird auch dadurch gesteigert, dass es bei den Anleitungen von Xingbao traditionell immer recht schwierig ist, einzelne Farben korrekt auseinander zu halten. Besonders sieht man das im unten abgebildeten Bauabschnitt. Oder hättet ihr auf Anhieb erraten, dass hier der abgebildete 2x2er Brick in Earth (Dark) Blue benötigt wird? Auch die transparenten Teile sind manchmal nicht gut von eventuell gleichzeitig verbauten Light Blueish Gray Teilen zu unterscheiden.

Eine positive Angewohnheit von Xingbao ist es allerdings, dass sie versuchen möglichst auf Sticker zu verzichten. Leider haben sie es in diesem Set nicht ganz geschafft. Immerhin vier Sticker müssen während des gesamten Aufbaus angebracht werden. Dies ist dem Umstand geschuldet, dass diese vier Sticker jeweils über zwei 1x2x2/3 Slopes angebracht werden müssen. Schade daran ist, dass man beim Rückbau des Gebäudes diese Sticker vermutlich zerstören wird.

Leider sind die transparenten Teile bei diesem Set im Gegensatz zu neueren Sets von Xingbao noch nicht einzeln verpackt. Die Chancen eine Packung zu erwischen, in der die Scheiben nicht mehr oder weniger zerkratzt sind, tendieren gegen Null. Bei manchen Scheiben hatte ich Glück und sie waren kaum verkratzt. Andere Teile hingegen kamen mir vor, als hätte man sie vorsätzlich mit Sandpapier bearbeitet. Das ist zwar nicht schön, aber Leute... der Preis... solltet ihr mit der Qualität der Scheiben ums Verrecken nicht leben können, dann versucht euer Glück mal bei Bricklink oder vielleicht gar beim Pick-A-Brick-Programm vom dänischen Marktführer. Meine Wette: Viel besser wird es dadurch nicht.

Abschnitt 1 - 2

Die Fliesen haben den Transport aus Fernost aber durch die Bank gut überstanden. Diese sind kaum verkratzt. Allerdings haben die Fliesen in diesen frühen Sets noch keine optimalen Spaltmaße. Ich rede mir das einfach schön, indem ich das einfach der Patina dieses altehrwürdigen Gebäudes zurechne, das in meiner Phantasie bestimmt schon ein paar Jahrzehnte in dieser Form an seinem Platz steht. Somit hat auch dessen Bordstein einiges zu erzählen und wurde sicher hunderte Male ausgebessert. Passt also. 

Zumal man von dem vielen Fliesenwerk im Ergebnis nicht mehr so viel sieht. Es wird einfach durch den schön gestalteten Boden nochmals überbaut. Alleine diese beiden Böden fressen 560 Teile des gesamten Sets. Einfach so. Weil es geht. Allerdings möchte man kurz vorm Ende des Aufbaus dieser beiden Böden seine Eltern ermorden.

Leider mache ich allerdings in diesem Set auch die erneute Bekanntschaft mit einem alten Bekannten. Die alten inverted Brackets von Xingbao sind eine Zumutung. Bereits beim Aufbau des Citizen Akira Bikes von Xingbao musste ich diese Teile tauschen. Sie passen einfach nicht und geben zu viel Spannung auf die darauf befestigten Teile. Bei diesem Set machen sie da keine Ausnahme. In diesem Fall hat es aber gereicht, zumindest einige (ich glaube es waren vier Stück) durch die entsprechenden Teile aus dänische Produktion zu ersetzen. Anders hätte ich die Böden nicht oder nur durch Einsatz purer Gewalt auf die Platte gekriegt. Dankenswerter Weise beschränkt Xingbao den Einsatz dieser Teile auf diese untere Etage.

Ebenfalls Obacht ist bei der Aufteilung der einzelnen Teile auf die unterschiedlichen Bauschritte angesagt. Mich hat es gewundert, dass die Modified Bricks mit Headlight in Tan bereits in den Tüten für den ersten Bauabschnitt enthalten waren. Gebraucht werden diese allerdings erst im zweiten Bauabschnitt. Dies zieht sich sauber durch. Teile für den Bauabschnitt 3 sind beispielsweise in den Tüten für Bauabschnitt 4 enthalten. Wenn ihr also beim Aufbau den Eindruck habt, dass euch Teile fehlen, packt einfach mal die Tüten des nächsten Abschnitts aus. Die Chance ist hoch, dass die vermeintlich fehlenden Teile dort eingepackt wurden.

Abschnitt 3 - 4

In den nächsten Bauschritten erhält die unterste Etage unseres Museums ein wenig Innendeko. Die ersten Mauern werden hochgezogen. Die auch in der fertigen ersten Etage sichtbaren Masonry Bricks haben einen industriellen Charme. Allerdings heißt es auch hier: aufpassen angesagt. Die Masonry Bricks sind in zwei Varianten enthalten. Die eine Variante hat auf der einen Seite ein Backstein-Muster und auf der anderen Seite eine Fuge. Also exakt wie das entsprechende Teil der Dänen. Die andere Variante hat das Backstein-Muster auf beiden Seiten. Hier heißt es, die gewünschten Teile mit Bedacht auszuwählen, um eine halbwegs gleichmäßige Optik zu erhalten.

In diesem Abschnitt fällt uns auch das erste bedruckte Teil in die Hände. Der Druck ist absolut tadellos. Die Fliese hat keinen Abrieb. Es ist mir bisher nur mit einem Teil in einem Set bei Xingbao passiert, dass der Druck nicht mehr schön war. Beim Thema Drucke leisten die Chinesen in der Regel eine hervorragende Arbeit. Das muss man einfach mal neidlos anerkennen.

Nicht ganz so optimal war die Passform der 1x1x2/3 Slopes in Trans-Clear, die als Verzierung um den Sockel des rechten Aquariums angebracht sind. Die meisten passten ganz gut. Aber es waren auch ein paar darunter, deren Noppenaufnahme offenbar nicht ganz sauber mittig zentriert war. Dementsprechend musste ich beim Einsetzen entweder darauf achten, diese nach außen zu setzen, oder ich musste beim Einbau etwas Überredungskunst (andere würden "Gewalt" sagen) anwenden.

Abschnitt 5 - 6

In diesen beiden Bauabschnitten ziehen die ersten Meeresbewohner und Schaukästen in unser Museum ein. Der große Hai taugt allerdings leider nur als Schaustück. Während beim dänischen Vorbild das Maul des Hais beim Zusammenbau satt einrastet und sich danach ohne Verlustängste bespielen lässt, hält die Variante von Xingbao gerade fest genug, um nicht bei der allerkleinsten Berührung das Weite zu suchen. Wie gesagt: Für diesen Einsatzzweck ist die Klemmkraft ausreichend.

Beide Aquarien sind unter Berücksichtigung des geringen verfügbaren Bauraums liebevoll und detailreich gestaltet. Leider trüben die transparenten Panels dein Eindruck im wahrsten Wortsinn etwas. Während das gebogene Panel des Linken Aquariums wirklich absolut glasklar ist, sind die doppelwandigen Elemente für die Schaukästen und das rechte Aquarium schon etwas stärker eingetrübt. Das ist eigentlich Schade, weil man hier ja eindrucksvoll sieht, dass Xingbao es besser kann.

Die weiße Muschel, die in diesem Bauschritt enthalten ist, wird uns in der dritten Etage des Museums noch öfter begegnen. Geliefert werden die Muscheln im komplett aufgeklappten Zustand. Halt so, wie sie aus der Spritzform kommen. Im ersten Moment wollte die Muschel nicht geschlossen bleiben. Dabei hilft es, einfach das "Scharnier" etwas zu massieren. Danach ließen sich alle Muscheln zuverlässig schließen und blieben auch von alleine geschlossen.

Abschnitt 7 - 8

Die nächsten beiden Bauschritte dienen dazu, die Fassade der ersten Etage zu schließen. Mein persönliches Highlight dabei sind die Eingangstüren des Museums, die sich zur auffalten lassen, um eine möglichst große Besuchermenge auf einmal einlassen zu können.

Bei den Fenstern ist, wie bereits erwähnt, etwas Geduld gefragt. Die Fensterelemente werden zwar als solche Modular gebaut. aber lange Zeit stehen diese mit der umgebenden Fassade ohne Noppenkontakt quasi in der Luft. Zum Schluss wird aber alles Stück für Stück überbaut. Das Ergebnis ist absolut stabil und sieht toll aus. Es lohnt sich also, die Nerven zu bewahren und am Ball zu bleiben.

Offenbar verfügte der Designer über einige Restteile aus diversen Fahrzeugmodellen. Nur so kann ich mir die mit Kotflügeln realisierten Vordächer über den Fenstern oder mit Kühlergrills dargestellten Verzierungen der Fassade erklären. Ähnliches wird uns auch beim Bau der restlichen Fassade für die zweite und dritte Etage begegnen.

Der Briefkastenschlitz ist im übrigen leider aufgedruckt. Hier hätte ich mir eine größere Öffnung gewünscht, durch die man eine entsprechend bedruckte 1x2 Fliese hätte schieben können. Der Deckel des Briefkastens lässt sich öffnen und eventuell enthaltene Versandstücke entnehmen.

Zusammen mit dem aufwändig gemachten Boden gefällt mir die erste Etage sehr gut. Man kann hier bereits vieles Entdecken, ohne dass die Etage zu überfüllt wirkt.

Abschnitt 9

Der neunte Bauabschnitt bedarf eigentlich keiner großartigen Erwähnung. In diesem Abschnitt werden die Sockel für die Vitrinen dieser Etage vorbereitet und ein Geländer eingebaut. Allerdings wollte ich einen Schritt doch erwähnen. Der im unteren Bild in der Anleitung gezeigte Fisch lässt sich auf die dargestellte Weise nicht befestigen. Die Zange hat für sich alleine nicht genug Haltekraft. Ich habe an dieser Stelle einfach mit einer 1x1er Round Plate mit offener Noppe nachgeholfen. Dadurch hält der Fisch jetzt auch bombensicher.

Abschnitt 10 - 13

In diesen Abschnitten hält eines der Highlights des Museums an prominenter Stelle Einzug. Ja, das Museum enthält das Skelett eines Buckelwals. Sogar die Proportionen kommen einigermaßen hin. Und obwohl der Aufbau recht filigran ausgeführt wurde, ist das Ergebnis doch erstaunlich stabil. Allerdings ist das Skelett zum Glück auch nicht unbedingt ein Feature, an dem man ständig herumfingert.

Neben dem Buckelwal-Skelett enthält diese Etage ein weiteres Aquarium mit diversen Meerespflanzen und zwei Reihen kleinerer Fische. Ansonsten handelt es sich bei diesem Stockwerk eher um ein besseres Treppenhaus, welches versucht, den Weg zum Dachgeschoss etwas unterhaltsamer zu gestalten.

In der Fassade dieser Etage werden auch wieder einige Teile verbaut, die eher im automobilen Bereich angesiedelt sind. Hier begegnen uns wieder die Kühlergrills aus dem Erdgeschoss. Mittels der Zahnräder in Tan hat man versucht, dekorative Stuckarbeiten darzustellen. Diese sind auch wieder mit Kotflügeln überbaut. Wenn es so weitergeht, können wir unter das Museum bedenkenlos ein paar Schlappen drunter klemmen und mit sattem Motorensound in den Sonnenuntergang düsen.

Bei dem Meerespflanzen-Aquarium hat sich der Designer Mühe gegeben, dies sowohl halbwegs realistisch als auch abwechslungsreich zu gestalten. Ich finde, das ist ihm super gelungen.

Auch wieder ein Feature aus der Kategorie "Hätte niemand gebraucht. Schön, dass es trotzdem da ist", ist die kleine Pflanze in der Ecke des Treppenaufgangs zur nächsten Etage. Mit dieser kleinen Maßnahme gewinnt die Etage deutlich an Atmosphäre.

Abschnitt 14

In diesem Bauabschnitt stellen wir die Fassade des zweiten Geschosses fertig. Toll gelungen sind die Fenster an der Vorderseite des Gebäudes, die durch 1x2x1 Panels in Trans-Clear realisiert werden. Die Panels werden allerdings nur auf Stoß miteinander verbaut. Der Einbau wird dadurch etwas fitzelig.

Bei der rechten braunen Zierleiste am rechten Fenster der Vorderseite, musste ich mangels passendem Ersatzteil etwas improvisieren. Mein Set enthielt einen Fehlguss. Eine der 1x8er Fliesen war nicht sauber ausgespritzt. Leider hatte ich nicht genau das passende Teil parat, so musste ich die 1x8er Fliese durch eine 1x6er und eine 1x2er Fliese ersetzen. Spoiler: Es wird der einzige Fehlguss bleiben.

Laut Bauanleitung hätte ich die Innenstruktur der Fenster, hinter denen das Walskelett ausgestellt ist, herausbrechen sollen. Ich finde aber, dass dieses Muster ganz gut zum restlichen Gebäude passt. Darum hab ich auf das Herausbrechen verzichtet.

Wie im ersten Geschoss, wird auch hier das Geländer mittels weißer Skelettbeine realisiert, auf die das eigentliche Geländer nur lose aufgelegt ist. Tolle Idee, aber stabil ist anders. Die Geländer sind die Achillesferse des Gebäudes, da sie jeweils immer nur an einer Noppe mehr schlecht als recht halten. Beim Abheben bzw. Aufsetzen der Etagen ist deshalb im Bereich der Geländer immer etwas Obacht geboten. Viel zu schnell kegelt man sie mit einer unbedachten Bewegung um. Wenn es mich genug nervt, werde ich diese Konstruktion etwas überarbeiten und das Geländer besser fixieren.

Abschnitt 15 - 17

In den folgenden drei Abschnitten wird der Boden und die Sockel für die Ausstellungsstücke der obersten Etage aufgebaut. 

Laut Bauanleitung ist vorgesehen, dass gleich von Beginn an eine braune 2x3 Plate am Treppenaufgang so angebracht wird, dass diese eine Plattenebene nach unten heraus steht. Damit lasst sich aber während des Aufbaus nicht vernünftig arbeiten. Ich habe die Platte wieder entfernt und erst ganz zum Schluss wieder angebracht.

Neben einer Vitrine mit den Knochen mehrere Meeresbewohner, wird noch eine Tafel mit mehreren Muscheln, ein weiteres Aquarium sowie weitere Haie und ein Delfin in diese Etage einziehen.

Auch an diesem Teil der Fassade begegnen uns wieder Teile aus dem automobilen Bereich. In dem Fall werden Deko-Elemente in Form von Lufthutzen verbaut.

Abschnitt 18 - 19

Die in den letzten beiden Schritten stellen wir die oberste Etage fertig. Hier kommen uns beim Aufreißen der Tüten einige  weitere bedruckte Elemente entgegen gepurzelt. Die Qualität der Drucke ist auch hier wieder tadellos.

Während die beiden 2x2er Fliesen an den Wänden ihren Platz finden werden, werden insgesamt vier bedruckte 1x2x2/3 Slopes zur Dekoration des letzten Aquariums verwendet. Auch bei diesem Aquarium hat man sich Mühe gegeben, den Inhalt ansprechend darzustellen. So enthält auch dieses Aquarium neben zwei Fischlein einiges an Meerespflanzen.

Etwas repititv dagegen ist der zweite Hai. Auch wenn er in diesem Fall die Unterstützung eines Artgenossen mit Sägenase erhält. Wenigstens unterscheidet er sich in der Farbe leicht von dem Exemplar aus dem Erdgeschoss.

Die Muschelwand ist zwar im eingebauten Zustand nett anzusehen, allerdings hätte ich mir auch hier etwas Abwechslung gewünscht. Dies hätte man zum Beispiel erreichen können, indem man die hier in Form von 1x1 Tile Round abgebildeten Muscheln mit Drucken versehen hätte. Von LEGO kennt man hier zum Beispiel das Ammoniten-Fossil aus der LEGO Minifiguren-Serie 13. Aber das ist bei dieser Preisgestaltung wirklich Jammern auf allerhöchstem Niveau.

Einen Kritikpunkt, den ich in einigen (Youtube-) Reviews gesehen habe, kann ich allerdings nicht bestätigen. Bei vielen passten die hinter der Deko eingebrachten Mikro-Figuren aufgrund zu breiter Arme nicht direkt nebeneinander. Hier hat Xingbao bei neueren Varianten dieses Sets offenbar nachgebessert. In meinem Fall passte alles tadellos.

Abschnitt 20

Im letzten Schritt wird das massive Dach gebaut. Dazu wird auf zwei Schichten Platten eine weitere Schicht mit massiven Bricks gesetzt. Diese Konstruktion kann dazu führen, dass sich das Dach an den Ecken etwas nach oben biegt. Erschwerend kam in meinem Fall hinzu, dass eine der dafür vorgesehenen Platten wahrscheinlich durch den Transport ziemlich verzogen war. Dadurch war der Makel des abstehenden Dachs, über den auch bereits viele andere Youtuber und Rezensenten gemeckert haben, bei mir wahrscheinlich noch etwas deutlicher zu spüren.

Aber, und das war mein Glück, konnte ich diesem Umstand ganz gut durch Erhöhung der Klemmkraft begegnen. Ich habe Schlicht einige der Fliesen der obersten Etage gegen Platten mit Noppen getauscht. Dankenswerter Weise bleiben nach dem Bau des Museums so viele Teile übrig, dass ich dazu noch nicht einmal auf meinen privaten Teilefundus zurückgreifen musste. Die damit verstärkte Klemmkraft reicht aus, um das Dach ohne abstehende Ecken auf das Gebäude zu setzen.

Fazit

Dieses Set ist nichts für Anfänger. Dazu tragen sowohl die zugegebenermaßen nicht immer optimale Steinequalität und die verwendeten Bautechniken ihren Teil bei. Kauft dieses Set nicht, wenn ihr nicht bereits einen kleinen Teilevorrat parat habt, um mögliche Fehlgüsse oder gar Fehlteile zu ersetzen. Nichts ist nerviger, wenn man den Bau unterbrechen muss, weil das gerade benötigte Teil fehlt oder nicht passt.

In diesem Stück werden teilweise recht fortgeschrittene Bautechniken angewandt. Will heißen: Ihr werdet den einen oder anderen Moment erleben, an dem ihr mal kurz an die frische Luft müsst. Hierzu gehören zum Beispiel die Fenster an der Vorderseite des Gebäudes. Das Gebäude wird von unten nach oben gebaut. Die Fenster machen da keine Ausnahme. Das allerdings führt dazu, dass diese meist über mehrere Bauschritte hinweg lose in die Fassade eingelegt werden und erst recht zum Schluss der jeweiligen Etage von oben befestigt werden. Aber auch der Aufbau der Böden für die erste Etage birgt ein gewisses Frustpotenzial. Wenn ihr nicht aufpasst, wird dieses Monstrum eure Seele fressen.

Dieses Set kauft ihr euch nicht, weil ihr Entspannung beim Bauen erleben wollt, sondern weil ihr die Herausforderung sucht. Auch gerne über mehrere Tage hinweg. Ich habe mit diesem Set ein ganzes Wochenende (natürlich mit Unterbrechungen für andere Freizeitaktivitäten und Körperhygiene) verbracht. Alleine dieser Unterhaltungswert hat den Preis wieder mehr als wett gemacht.

Bei der Bewertung der Qualität dieses Sets muss euch auch einfach klar sein: Bei einem dänischen Marktführer hättet ihr für ein solches Set in diesen Dimensionen mal locker 500 EUR über die Ladentheke wandern lassen. Auch das relativiert vieles.

Hat man den Aufbau allerdings mit genügend Durchhaltevermögen geschafft, belohnt euch dieses Set mit einer Pracht und einer Üppigkeit, die ihr woanders in dieser Form einfach kaum findet. Das beginnt bei den durchweg gefliesten Böden und endet in der einmalig detaillierten Jugendstil-Fassade.

Xingbao bzw. der Designer des ursprünglichen MOCs hat in dieses Set einfach reingeknallt, was geht. Und Xingbao hat es ihm gedankt, indem einfach nichts weggespart wurde. Sogar in die Fenster auf der Rückseite werden Scheiben eingelegt. Keiner sieht sie (auf den ersten Blick), niemand würde sie vermissen, wenn sie nicht da wären. Aber ihr wisst, dass es sie gibt. Hach... der Bauherrenstolz...

Im Ergebnis macht bei diesem Modular Building nicht nur die Vorderseite, sondern auch die Hinterseite eine gute Figur. Wo bei manchen anderen Gebäuden auf der Rückseite nur eine schlichte glatte Wand präsentiert wird, könnte man das maritime Museum auch von dieser Seite gut in einer Klemmbaustein-Stadt präsentieren.

Aus den restlichen Teilen hätte man fast auch noch einen kleinen Schuppen zimmern können. An den Ersatzteilen hat Xingbao also nicht gegeizt. Schade nur, dass ausgerechnet der Fehlguss aus Abschnitt 14 mit den beiliegenden Teilen nicht zu ersetzen war. Und ja, ihr seht richtig. Bei den Ersatzteilen liegen Hände für die nicht enthaltenen Minifiguren bei. Xingbao macht sich für den europäischen Markt also nicht die Mühe, die Tüten vollständig umzupacken.

Trotz viel Schweiß und Tränen bleibt mir so unterm Strich nichts anderes übrig, als dennoch eine Kaufempfehlung für dieses Set auszusprechen. Ein solches Design in Verbindung mit einer fast unvergleichlichen Teileschwemme sucht ihr für diesen Preis bei anderen Herstellern vergebens. Aber lasst euch noch einmal gewarnt sein: Easy-Going ist bei diesem Set sicher kaum angesagt.